Ende schlecht, alle tot


Ein Spiel von Leben oder Nichtleben, von Schuld und Rache brachte die Theatergruppe des Gymnasiums am vergangenen Donnerstag und Freitag in der Aula der Mensa auf die Bühne, sie spielte Shakespeares Tragödie „Hamlet“ in der Kurzversion „Hamlet und ich“ von Lorenz Hippe. Durchsetzt von Zitaten des Originals wie „Sein oder Nichtsein, das ist hier die Frage“ spielten die neun Schauspielerinnen der achten und neunten Klasse die Tragödie in einer Fassung, in der neben klassischen Zitaten auch im Straßenjargon gesprochen wurde, so zum Beispiel, als Ophelia (Khadeja Abdullah) den geliebten Hamlet (Anna Katharina Bruder) charakterisierte: „Boah. Was ist mit dem passiert? Das war mal der coolste, cleverste, bestaussehendste Junge in ganz Dänemark. Total nett. Höflich. Aufmerksam. Hübsch. Witzig. Ich war so verknallt. Und jetzt…?“ Damit beschrieb Ophelia die Wandlung des dänischen Prinzen, dem zu Beginn der Tragödie der Geist seines Vaters begegnet und ihm aufträgt, den Meuchelmord des König Claudius (Eylül Osoy) an seinem Vater zu rächen. Belastend kommt hinzu, dass Claudius nach dem Mord den Thron usurpiert und mit Hamlets Mutter in inzestuöser Ehe lebt.

Vor diesem Auftrag entfalteten sich im Verlauf des Spiels die Charaktere von Hamlet und Claudius, der Königin Gertrud (Maria Nothelfer), der Ophelia, des Polonius (Amazonia David), des Laertes (Julia Schäfer) des Marcellus (Emma Feurer), des Horatio (Ecrin Yildiz) und eines Schauspielers (Emma Feurer). Das Bühnenbild war spartanisch, reduziert auf ein paar Sitzgelegenheiten, die je nach Gebrauch installiert und wieder entfernt wurden. Den Hintergrund bildete ein den ganzen Bühnenraum umspannender Zellophanvorhang, der zwischen den Szenen immer wieder zu Licht- und Schattenspielen hinter dem Vorhang diente, womit sehr beeindruckend die Szenerie zwischen Traum und Wirklichkeit, äußerer Handlung und innerer Verfassung der Akteure auf der Bühne vermittelt wurde. Licht- und Musikdramatik verstärkte das Schattenspiel. In diesem Wechsel vollzog sich das Schauspiel in achtzehn Szenen, bis es am Ende in der totalen Familientragödie der Familien des Hamlet und des Polonius endete. Den Entscheidungskampf zwischen Hamlet und Laertes schilderte Horatio wie die Sportreportage eines Fußballspiels, aber das Ende war dann alles andere als sportlich. Nachdem Hamlet zuvor schon Polonius „wie eine Ratte“ erstochen hatte, lagen am Ende alle Familienmitglieder sterbend oder gestorben auf der Bühne. Statt Ende gut, alles gut lautete die Schlussversion: Ende schlecht, alles tot. Es war bewundernswert, wie authentisch die jungen Darstellerinnen die moderne Version des Hamlet darboten, Ernst, Seelenleben und Witz zur Schau brachten. Dafür gab es am Ende lange und reichhaltig Beifall. Dieser ging gleichermaßen an Spielleiterin Rosa Maria Gannuscio, die das Stück mit ihren Akteurinnen einstudiert hatte. Für die Technik wurde Tom Blum, Merle Roppiler und Markus Seifermann gedankt, für hausmeisterliche Hilfe Adrian Broß und Peter Meinken.